Neben Weihnachten beginnt nun bald auch ein viel älteres Fest, die Rauhnächte. Und Du kannst sie wunderbar nutzen, zur Ruhe zu kommen und in die bewusste Begegnung mit Dir selbst einzutauchen. Was es damit auf sich hat, erzähle ich Dir in diesem Blogartikel.

Was sind die Rauhnächte?

Die Nächte zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen werden als Rauhnächte bezeichnet. 12 heilige Nächte, die für je einen der 12 Monate im Jahr stehen und uns einladen zurückzublicken. Aber die Dir auch den Raum geben, zu überlegen, wie Du das kommende Jahr gestalten willst. Und vielleicht wirst Du Dir der eigenen Spiritualität bewusst? (Hier erkläre ich Dir, was ich damit meine)

Die Ursprünge der Rauhnächte liegen in der vorchristlichen Zeit und in der alten Zeitrechnung des Mondjahres. Da das Mondjahr 354 Tage hatte, das Sonnenjahr jedoch 365, fehlten elf Tage und 12 Nächte. Diese wurden von den Kelten quasi eingeschoben und so wurde der Zeitunterschied ausgeglichen. Es blieben 12 Nächte „übrig“, sie fallen „aus der Zeit“.

Für die Rauhnächte und die Energien, die dort bestehen, gibt es sogar eine wissenschaftliche Erklärung. Hier findest Du sie beschrieben.

Diese Tage werden auch seit jeher als “Zeit zwischen den Zeiten” bezeichnet, denn die Grenzen zu den Welten, der Anderswelt, die normalerweise nicht so leicht zugänglich sind, sind offen.  

Die Menschen glaubten damals, dass in den oft stürmischen und kalten Winternächten böse Mächte wirkten, die ihnen schaden wollten. Zur Mitte der Rauhnächte, also an Silvester, sollte dann die sogenannte „Wilde Jagd“ beginnen. Es wurde sich erzählt, dass in dieser Zeit die Seelen der Toten und die Geister Zugang zur Welt der Lebenden haben.

Viele Brauchtümer sind über die Jahrhunderte entstanden, die immer noch Teil unseres Lebens sind: So soll man Kerzen im Haus und an Fenstern bei Dunkelheit aufstellen, um böse Geister zu vertreiben oder zu Silvester richtig viel Lärm machen, um diese ebenfalls zu verjagen – unsere Weihnachtsbeleuchtung und die Böller zum Jahreswechsel haben dort ihren Ursprung.

Rund um die Rauhnächte gibt es aber auch viele Rituale und Bräuche.
Früher wurde diese Zeit auch „Rauch-Nächte“ genannt. Schon bevor das Christentum hierzulande die vorherrschende Religion war, wurde das Ritual des Räucherns gelebt. Dadurch sollten böse Geister und Dämonen vertrieben, aber auch gute Geister willkommen geheißen werden, sowie die Häuser gereinigt werden. Dies wurde auch später im Christentum übernommen, wenn mit Weihrauch geräuchert wurde.

Die Rauhnächte sind heutzutage die Zeit, um in sich zu gehen und sich mit seinen Wünschen zu beschäftigen. Sie bieten Zeit für Rituale, Ahnengedenken, Reinigung und eine achtsame Einkehr zu sich und eine kleine Rückschau auf das vergangene Jahr.

Die Nächte und Tage geben auch Raum für einen kleinen Rückzug aus dem Alltagstrubel, einer Innenschau, um sich auf das neue Jahr vorzubereiten.

Wann sind die Rauhnächte genau?

Die Rauhnächte starten jedes Jahr am 24.12. um 24 Uhr und enden am 06.01. um 24 Uhr.

Die 1. Rauhnacht beginnt also am 24.12. um 24 Uhr und endet am 25.12. um 24 Uhr

Der Legende nach steht jeder Tag der zwölf Rauhnächte stellvertretend für einen Monat des Folgejahres und gibt Hinweise darauf, was geschehen wird. Und sie dient als Zuordnung für die Wünsche, wo sie zeitlich in Erfüllung gehen sollen.

Die Aufteilung der Rauhnächte:

25.12.2021, 00:01-23:59 Uhr – Januar

26.12.2021, 00:01-23:59 Uhr – Februar

27.12.2021, 00:01-23:59 Uhr – März

28.12.2021, 00:01-23:59 Uhr – April

29.12.2021, 00:01-23:59 Uhr – Mai

30.12.2021, 00:01-23:59 Uhr – Juni

31.12.2021, 00:01-23:59 Uhr – Juli

01.01.2022, 00:01-23:59 Uhr – August

02.01.2022, 00:01-23:59 Uhr – September

03.01.2022, 00:01-23:59 Uhr – Oktober

04.01.2022, 00:01-23:59 Uhr – November

05.01.2022, 00:01-23:59 Uhr – Dezember

In einigen Überlieferungen beginnen die Rauhnächte bereits zur Wintersonnenwende (Thomasnacht) am 21. Dezember. Sie ist für mich der persönliche Auftakt dieser magischen Zeit und ich nutze ihn als Vorbereitung für das Ritual, welches ich Dir unten vorstelle.

Aber zunächst möchte ich Dir zwei andere Rituale für diese besondere Zeit vorstellen.

Räuchern

In Anlehnung an den früheren Glauben, böse Geister und angesammelte, negative Energien müssen aus dem Haus vertrieben werden, wird heute noch das Ausräuchern der Wohnung praktiziert.

Heutzutage versucht man vielleicht nicht mehr unbedingt böse Geister zu vertreiben, sondern genießt die erleichternde und reinigende Wirkung des Ausräucherns, für Seele und Körper.


Das benötigst Du zum Räuchern:

  • Räucherschale, da kannst Du einfach einen Blumentopfuntersetzer aus Ton, Metall oder Keramik nehmen, Hauptsache feuerfest.
  • Räuchersand, den Du ins Räuchergefäß füllt, um die Ausbreitung der Hitze zu reduzieren.
  • Kohle. Diese ist in gepressten Tabs erhältlich, die sich leicht entzünden lassen.
  • Zudem werden Räucherkräuter gebraucht.
    Gerade am Anfang empfehle ich, entweder einfache Kräuter wie weißen Salbei zu nutzen oder auf eine Räuchermischung speziell für Rauhnächte zurückzugreifen. Beim Räuchern geht es weniger um richtig oder falsch, sondern um Dein Bauchgefühl. Schnupper beim Kauf an den Kräutern und entscheide nach Gefühl. Legt beim Kauf des Räucherwerk vor allem Wert auf gute Qualität und vermeidet synthetische Inhaltsstoffe.
    Räucherkräuter kannst Du in allen möglichen Läden bekommen. Hier in Hannover gibt es kleine Kräuterteeläden, esoterisch angehauchte Buchläden oder Modegeschäfte. Aber auch auf dem Weihnachtsmarkt kannst Du hier fündig werden. Und natürlich kannst du Räucherwerk auch im Internet kaufen.

    Statt zu kaufen, kannst Du gerne auch auf Spaziergängen durch die Natur oder dem Wald selber sammeln. Es eignen sich dazu Harze von Nadelbäumen, auch Blüten wie Lavendel, Rosenblätter, etc. können leicht selbst gesammelt und getrocknet werden. Vielleicht wächst auf dem Fensterbrett auch der jetzt gerne verwendete Salbei, den Du zum Räuchern trocknen kann. Nur bitte keine giftigen Pflanzenteile verwenden!

So funktioniert das Ritual:

Zünde zunächst die Kohle in der Räucherschale an.
Erst, wenn die Kohle durchgeglüht ist, wird das Räucherwerk aufgelegt. Am besten bereitet man sich noch ein Werkzeug wie einen Löffel vor, um das Räucherwerk von der Kohle zu schieben, sobald es unangenehm zu riechen beginnt. Das ist der Fall, sobald die ätherischen Öle verduftet sind und die Zellulosefasern der Pflanzenteile zu brennen beginnen.

Gehe mit Deiner Räucherschale durch alle Zimmer, blase den Rauch in alle Ecken und stelle Dir vor, dass sich alles Negative der Vergangenheit in ihm auflöst und daraus Positives entsteht.

Wichtig ist es, dass Du wirklich ungestört ist – ohne Ablenkungen von Handy, Haustieren, alltäglichen Pflichten und dergleichen.

Räuchern ist ein Ritual – eine besondere Handlung außerhalb des Rahmens des Alltäglichen.

Es hat ein Anfang und ein Ende und bringt Dich ins Hier und Jetzt.

Journaling und Achtsamkeit

Nutze die Rauhnächte heute in der modernen Zeit zur Selbstreflexion.

Was passt für mich, was gilt es zu ändern oder anzupassen?

Ich möchte Dich einladen, die tolle Achtsamkeitsmethode Journaling für Dich gezielt in dieser Zeit auszuprobieren.

Und sie ist nachweisbar hilfreich, um Dein allgemeines Wohlbefinden zu stärken, weniger Stress, mehr Lebensfreude und Energie zu haben, sprich, Deine mentale Gesundheit zu verbessern.

Alles was Du brauchst, ist ein leeres Notizbuch und ein Stift.

Im Gegensatz zum Tagebuch schreiben, in dem vor allem Erfahrungen und Erlebnisse im Außen festgehalten werden, geht es beim Journaling vor allem um Deine Gedanken und Gefühle, um Deine „inneren“ Erfahrungen.

Dabei nimmst Du Dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit und reflektierst die letzten 24 Stunden.

In dem Du Dir bestimmte Fragen stellst, wirst Du Dir dadurch Deiner aktuellen Lebensweise bewusster. Der Fokus liegt beim Journaling auf der eigenen mentalen Gesundheit.

Das Wichtigste beim Journaling ist:


Stellen Dir die richtigen Fragen und schreibe Deine Antworten auf.

Dadurch aktivierst Du Deine linke Gehirnhälfte, die für die analytische und rationale Vorgänge zuständig sind und kannst so Gefühle und Intuitionen, die in der rechten Gehirnhälfte stattfinden, verarbeiten. Das Schreiben hilft Dir so, mentale Blockaden zu umgehen.

Häufig greift Journaling auf Impulsfragen zurück, die entweder unabhängig voneinander, oder aufeinander aufbauend, einen Reflexionsprozess zu einem bestimmten Thema anstoßen.

Mit ihnen schaffst Du es, neue Perspektiven einzunehmen, und Deinen Fokus auf Positives zu lenken. Neue neuronale Verbindungen werden so in Deinem Gehirn geschaffen, die Dein Glücksempfinden stärken und Deine Lebensqualität verbessern.

Das Besondere an der Journaling Methode ist, dass sie Dir keine Antworten und Ratschläge vorgibt, sondern dass Du Dir selbst hilft. Dadurch festigen sich Deine Erkenntnisse leichter und Du setzt Veränderungen einfacher um. Ein Dankbarkeitstagebuch hat übrigens ähnliche Auswirkungen, hier findest Du mehr zu den erstaunlich ganzheitlichen Wirkungen auf Deine Gesundheit.

In den Rauhnächten geht es neben der Rückschau auf das vergangene Jahr auch um die Wahrnehmung der Träume, die verstärkt in dieser Zeit auftreten. Der beste Zeitpunkt für das Journaling ist deshalb kurz nach dem Aufstehen bei Deinem ersten Lieblingstee gemütlich eingemuschelt auf dem Sofa.

Folgende Impulsfragen können Dir dabei helfen:

  • Wie ist meine Nacht gewesen?
  • Wer und was hat sich mir in meinen Träumen gezeigt?
  • Welche Stimmung war im Vordergrund?
  • Um was ging es?
  • Welche Gedanken und Geistesblitze hattest Du?
  • Welche Tiere und Menschen sind mir begegnet und welche Botschaft haben sie mir vermittelt?
  • Welche Symbole haben sich mir gezeigt?


Schreibe einfach alles auf, was Du in dieser Zeit an Botschaften erhältst.

All das ergibt für Dich vielleicht in diesen Momenten nicht besonders viel Sinn oder Du kannst die Bedeutung dessen noch nicht greifen. Aber denke daran: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

Die Nächte sind zudem den Monaten zugeordnet und geben Hinweise auf diese. Hier findest Du gezieltere Fragen zu den einzelnen Nächten, wenn Du die Zeit gestalten intensiver willst.

Ich bin selber eher Fan von “Keep it simple” -Tue das, was Dir keinen Stress macht und Dir guttut.

Das Ritual der 13 Wünsche

Ein Ritual, welches in den letzten Jahren neben dem Räuchern an Beliebtheit gewann, ist das Verbrennen von Wünschen. Bevor die Rauhnächte beginnen, machst Du Dir Gedanken, was Du Dir vom kommenden Jahr erhoffst. Gerne in der längsten Nacht, der Wintersonnenwende.

Du überlegst Dir 13 Wünsche, schreibst sie auf jeweils einen Zettel und faltest sie so, dass man den Text nicht mehr lesen kann.

Wichtig ist dabei, diese Wünsche positiv, klar und in der Gegenwart zu formulieren („Ich bin gesund“ und nicht „Ich will gesund sein“).

Die zusammengefalteten Zettel kommen alle in einen Behälter.

Am Abend der ersten Rauhnacht, am 25. Dezember nimmst Du den ersten Zettel hervor und verbrennst ihn ungelesen. Das machst Du jeden Abend, bis von den 13 Wunschzetteln nur noch einer übrig ist. Dieser letzte Wunsch wird nicht verbrannt – sondern den darfst Du öffnen und lesen. Damit dieser Wunsch in Erfüllung geht, bist Du nämlich selbst zuständig.

Wir als Familie lieben dieses Ritual. Gerade meine Kinder erstaunen mich immer sehr, mit welcher Ernsthaftigkeit sie dieses Ritual durchführen.
Jeder Wunsch darf sein und bietet Raum zum Austausch und zur Selbstreflexion.

Die Wirkung auf Deine Gesundheit

Was fällt Dir bei den vorgestellten Ritualen auf?

Alle bringen Dich in die Stille, in das Hier und Jetzt.
Das Räuchern als Ritual fokussiert uns, genauso wie ein Lagerfeuer auf andere Art und Weise uns fokussiert, zentriert und zur Ruhe bringt.
Räuchern als Ritual bringt uns vom Gestern und dem Morgen zurück ins Jetzt und ins Sein. Das macht uns gewissermaßen lebendig. Auch die anderen beiden Methoden bringen Dich zu Dir zurück, Deinen Wünschen, Deinen Gefühlen im Hier und Jetzt.

Dieses Hineinschauen in sich selbst ( Introvision) und im Hier und Jetzt verweilen ist übrigens ein wichtiger Bestandteil in der Resilienzforschung geworden.

Resilienz ist die Fähigkeit, mit inneren und äußeren Einflüssen umzugehen und Stress, Krankheit, Inflation, Krisen und viele weitere Faktoren, die täglich auf uns wirken, auszugleichen. Sie ist quasi unser mentales Schutzschild, das “Immunsystem der Psyche”.

Damit das Körper-Seele-Geist-System diese Fähigkeit nicht verliert, braucht es genau solche Zeiten der Stille, der inneren Ruhe, der Erholung – Tage wie die Rauhnächte. Denn geht die innere Balance verloren, werden wir krank. ( Mehr zur Balance findest Du hier)

Diese elf Tage mit ihren zwölf langen Nächten werden nur dann zu dieser Kraftquelle, wenn Du in dieser Zeit ein möglichst großer Freiraum für Dich selbst schaffst. – für Müßiggang und Rückschau.

  • Statt auf Partys zu gehen, solltest Du Dich in Deinen vier Wänden einkuscheln.
  • Statt durch erhellte, volle Citys zu hetzen, sollten wir bei einem Winter-Spaziergang zur Ruhe kommen: Atme die kalte Luft tief ein, lehne Dich im Wald an einen Baumstamm , streiche mit bloßen Fingern den Rauhreif von einem Blatt, oder lasse den Blick in den Himmel schweifen.


In keiner Zeit des Jahres gelingt es Dir besser, tiefer mit Deinem Inneren in Kontakt zu trete und Dich mit den wichtigen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen, sich neu zu orientieren und vor allem eins: Kraft zu schöpfen.

Eine kleine dankbare Urlaubsgeschichte.

Eine Begegnung an der Bushaltestelle

Letzte Woche waren wir für 6 Tage im Harz.

Ein Wandernatururlaub bei frühlingshaften Temperaturen sollte es werden.

So fuhren wir zusammen mit zwei Kids und Hund mit Zug und Bus nach Goslar Hahnenklee,

einem Wanderort direkt am Wald.

Dort wurden wir empfangen von einem heftigen Schneesturm.

Und wir hatten einen ganz anderen Urlaub als geplant.

Sechs Tage später saßen wir dann wartend an der Bushaltestelle, ein Hagelschauer vor unserer Nase und kamen mit anderen Touristen ins Gespräch.

Als sie hörten, dass wir unseren letzten Urlaubstag hatten, bemitleidete sie uns: „Oh nein, dann hatten ihr ja die Woche mit dem miesen Wetter, Schneesturm, Wind. Wie doof. Ab Montag soll es ja erst besser werden.“

Und ich? Ich schaute sie ganz verwundert an:

„Nein – wieso doof? Wir haben so am ersten Tag einen wundervollen Winterspaziergang geschenkt bekommen. Mit Schnellballschlacht und Schneemann. Und das im April.“

Wie schaust Du auf das Leben?

Kannst Du auch dankbar sein für die kleinen unerwarteten Dinge im Leben?


Dankbarkeit stärkt die Seele und den Körper

Seit einigen Jahren ist Dankbarkeit Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Sowohl Psycholog*Innen also auch Mediziner*Innen haben in unterschiedlichen Studien erforscht:

Dankbarkeit unterstützt Deine psychische Gesundheit. Sie fühlt sich nicht nur gut an, sondern trägt auch zu größerem Wohlbefinden und besseren Beziehungen bei. Wer dankbar ist, leidet weniger unter Angst, Ärger, Stress und Schlafstörungen.

Dankbarkeit kann aber auch bei der Prävention von Angst- und Panikerkrankungen helfen, Phobien mildern und wie ein Schutz vor Depressionen und Suchterkrankungen wirken. Ein Versuch legt nahe, dass Dankbarkeitsübungen das Glücksniveau um 25 Prozent heben und sogar Antidepressiva bei leichten bis mittelschweren Depressionen ersetzen können.

Der Grund: Gefühle wie Dankbarkeit und Zufriedenheit, so die Erklärung der Expert*Innen, können nicht gleichzeitig mit negativen Gefühlen wie Angst oder Ärger gefühlt werden. Es sei fast unmöglich, zugleich frustriert und dankbar zu sein.

Doch auch die Schulmedizin erforscht seit einigen Jahren das Dankbarkeitsgefühl: So haben internationale Forscherteams herausgefunden, dass Dankbarkeit sogar die Heilung von körperlichen Krankheiten begünstigt: So gibt es wissenschaftliche Beoachtungen, dass sich der Blutdruck durch Dankbarkeitsübungen um 25 Prozent senken ließ.

Paul J. Mills, spezialisiert auf Psychoneuroimmunologie und Psychosomatik, entdeckte, dass Dankbarkeit die Herzgesundheit von Herzpatienten unterstützt: Er nimmt an, dass Dankbarkeit den Vagusnerv im menschlichen Körper aktiviert. Dieser ist Teil unseres körpereigenen Ruhesystems, des sogenannten Parasympathikus. Chronischer Stress könne so gesenkt werden, was so zu Gelassenheit führt.

Durch Dankbarkeitsübungen kann sich also das Herz offenbar besser selbst regulieren und seinen Rhythmus beruhigen. Bei jenen Patienten, die täglich in ihr Dankbarkeitstagebuch schrieben, sanken so gleich mehrere Entzündungsmarker. ( mehr dazu hier )

Den Dankbarkeitsmuskel kannst Du trainieren

Dankbarkeit kann wie ein Muskel trainiert werden. Nach einiger Zeit seien die Wirkungen sogar als neurobiologische Veränderung im Gehirnscan sichtbar, berichten Wissenschaftler*Innen der University of Indiana: Dankbarkeitsübungen reduzierten laut der Studie die Sorgen- und Grübelneigung der Teilnehmer*Innen nachweislich. Das Training habe sich positiv auf Zuversicht, Stressresistenz und Depressivität ausgewirkt.

Eine positive Grundstimmung ist der beste Nährboden, um mehr Gutes zu entdecken.

Gelebte Dankbarkeit zieht zudem weitere günstige Effekte nach sich wie Kreativität, verbessert Deine sozialen Besziehungen und macht Dich widerstandsfähiger.

Doch wie setze ich das konkret um?

Hier habe ich drei konkrete Vorschläge für Dich:

Dankbarkeitsübung

Drei kleine Dankbarkeitsübungen

1.) Dankbarkeitstagebuch

Um sich eine tägliche Dankbarkeitsroutine wie ein “Dankbarkeitstagebuch” aufzubauen, reichen im Prinzip ein Notizbuch und ein Stift. Schreibe täglich fünf Dinge auf, für die Du dankbar bist. Das können generelle Dinge sein wie „genug zu essen“, ein Dach über den Kopf, aber auch kleine Dinge wie „kein Regen“, die frische tolle Luft, das wundersame kleine Schneckenhäuschen oder auch das Zwitschern der Vögel.

2.) Dankbarkeit mitteilen

Bei dieser Übung , die auch unter „Expression of Gratitude” bekannt ist, geht es darum, möglichst täglich , den Dank durch einen Brief, einen Dankesbesuch oder auch durch eine Handynachricht auszudrücken.: Von : Danke für den schönen Abend, Danke dass es Dich gibt bis hin zum einfachen
„Ich denke an Dich“.

Hast Du keine Zeit oder Lust zu schreiben?

Auch ein mentaler Dank hilft: Schließe dabei die Augen und lasse den Menschen und das Dankbarkeitsgefühl vor Deinem inneren Auge erscheinen. Und dann sage leise Danke.

3.) Besser einschlafen

Vor dem Einschlafen hilft es sehr, den Tag Revue passieren zu lassen und in Gedanken eine Dankbarkeitsliste zu erstellen. Du kannst so das Gedankenkarussell unterbrechen.Viele fühlen sich anschließend so gelassen, dass sie umgehend einschlafen.

Sehr hilfreich kann es sein, sich diese angenehmen Situationen auch visuell nochmal vorzustellen und so das Gefühl zu intensivieren. Dankbarkeit hat nämlich eine sinnliche Dimension. Manche Menschen verbinden sie eher mit Bildern, andere lieber mit Musik. Probiere Dich da unbedingt aus.


Zwei Versionen

Unsere Tage im Harz können auf zweierlei Weise erzählt werden:

Wir hatten echt alles: Schneesturm, kaltes ungemütliches Wetter, Regel, Hagel, Wind, wenig Sonne, 4 Tage keine Möglichkeit zur Sommerrodelbahn zu fahren. Statt mehrere Stunden Wandern waren wir oft nur in der Ferienwohnung und haben abgehangen. Er war echt nicht wie geplant.

Was dort nicht auftaucht:

  • die Dankbarkeit, überhaupt nach der Coronaquarantäne fahren zu können ( Timing war perfekt) .
  • Am Anreisetag kurz vor dem Schneesturm angereist zu sein. Und am frühem Abend einen wundervollen Winterspaziergang inklusive Schneemann geschenkt zu bekommen.
  • Einen Steinmarder direkt vor dem Fenster, dazu einige Eichelhäher und Eichhörnchen.
  • einen tolle abwechslungsreiche Wanderung ohne Regen, von dem meine Kinder volltrunken vor Glück am Abend waren.
  • Viele Stunden Muße und Familienspaß, MyRummy zusammen zu spielen.
  • Gemeinsame Stunden am Abend, in denen wir zusammen Kinderfilme geschaut haben ( wenn Disney Channel da ist, muss das auch genutzt werden 😉 )
  • Ein wirklich netter Tag in Goslar: Bummeln, Eis essen , Altstadt entdecken. Und wir haben spontan das Zinnfigurenmuseums besucht. Die Kinder hatten dort viel Spaß, selber ihre Zinnfiguren zu gießen und zu bearbeiten.
  • Am Abreisetag doch noch zur Sommerrrodelbahn zu können, nach dem sie die Tage vorher wegen Wind geschlossen hatten. 2 x sausten wir lachend bei blauem Himmel und Sonnenschein die Rodelbahn hinunter. Den Schnellhagelsturm wenige Minuten später haben wir uns dann bei einem heißen Kakao in der Hütte angeschaut.

Wie sehr kannst Du die kleinen Geschenke des Lebens sehen?

Kannst Du dankbar sein auch für die unerwarteten Dinge?

Ereignisse, Geschehnisse, die ganz anders kommen als geplant?

Schreibe gerne ein Kommentar unter dem Beitrag.

Ja, mein Urlaub war anders als geplant. Und trotzdem war er auf seine Weise wundervoll.